Freitag, 12. Juni 2009

Rechnerumzug einer Windows-XP-Installation auf neue Hardware

Es sei folgende Situation gegeben:
Eine Windows-XP-Installation soll auf einen anderen (ich vermeide jetzt mal das Wort "neu") Rechner umziehen unter Beibehaltung sämtlicher Daten, installierter Programme, Treiber etc. Das Zielsystem weicht in bezug auf Chipsatz, Grafikkarte, CPU etc. erheblich von dem Ausgangssystem ab. Eine Festplatte für Systemdaten etc. war im Zielsystem in der selben Größe wie im Ausgangssystem vorhanden.

Folgende Vorgehensweise wurde gewählt:
Ich erstellte zunächst ein Image der Systempartition unter Knoppix mit partimage, welches auf einer NTFS-Partition einer zweiten Platte im Ausgangssystem abgelegt wurde. Selbiges wollte ich noch für die (größere) Datenpartition derselben Platte machen, was aber aufgrund eines bis dato noch nicht vollständig verstandenen Fehlers nicht gelang. Auch mit dd brach die Imageerstellung ab. Fehlerursache könnten fehlerhafte Datenstrukturen oder Hardwarefehler auf der Datenpartition der ursprünglichen Platte oder Probleme mit dem NTFS-Dateisystem auf der zweiten Platte gewesen sein. Auch der MBR und die Partitionstabelle wurde mit dd und sfdisk gesichert.
Der Zielrechner wurde unter Knoppix gestartet, MBR und Partitionstabelle mit dd und sfdisk wiederhergestellt, wo allerdings schon die ersten Schwierigkeiten auftraten: Zum einen beschwerte sich sfdisk sich, dass die erweiterte Partition nicht an einer Sektorgrenze beginnt und DOS und Linux diese dann unterschiedlich interpretieren würden. Durch keine Art der Partitionierung bekam ich diese Fehlermeldung weg, also wurde sie ignoriert, was bis jetzt keinerlei Auswirkung hatte. Zum anderen waren die Einträge für die logischen Partitionen innerhalb der erweiterten Partition nicht gesichert worden und mussten von Hand neu angelegt werden.
Um nur die Datenpartition (bei der die Imageerstellung fehlschlug) auf das Zielsystem zu kopieren, wurde die Zielfestplatte in den Ausgangsrechner eingebaut, das ursprüngliche System gestartet, die Datenpartition der neuen Platte formatiert und der Inhalt dateiweise von der alten Platte kopiert. Da sich allerdings der Ordner "Dokumente und Einstellungen" auf der Datenpartition befand, konnten nicht alle Dateien kopiert werden: Die benutzerspezifischen Registry-Teile NTUSER.DAT sowie die sich unter \Lokale Einstellungen\Anwendungsdaten\Microsoft\Windows befindlichen Dateien mussten anschließend unter Knoppix kopiert werden. Dies betraf sowohl die Daten des unter Windows angemeldeten Benutzers als auch die der für die Dienste vorhandenen Nutzer LocalService und NetworkService.
Nun erfolgte der erste Versuch eines Systemstarts im neuen System, der leider nur eine blinkenden Cursor im Textmodus zur Folge hatte. Vermutlich passt irgendwas mit dem MBR oder Bootsektor nicht. Also wurde die Windows Reparaturkonsole von der XP-CD gestartet und mit fixmbr und fixboot c: MBR und Bootsektor repariert.
Leider startete das System immer noch nicht, sondern während des Windows-Startvorgangs wurde ein Warmstart ausgelöst. Also entschied ich mich zur "Reparaturinstallation" von der XP-CD, die erstaunlich gut funktionierte.
Leider war die Installations-CD auf SP1-Stand, während das System vorher auf aktuellem Update-Stand (SP3) war. Somit funktionierte einiges nicht korrekt: Verschiedene Dienste wie DCOM konnten nicht gestartet werden, was auch im Ereignisprotokoll geloggt wurde. Da noch kein Netzwerk und Internet auf dem Rechner verfügbar war, holte ich mir auf einem anderen Rechner mit ctupdate6 alle Updates auf einen USB-Stick und zog dann damit das Zielsystem auf aktuellen SP3- und Patchlevel, was die Fehler im wesentlichen behob.
Nun noch die Treiber für Chipsatz, on-board-VGA, on-board-Audio und LAN eingespielt, die ich mir von der Mainboardherstellerseite heruntergeladen hatte. Leider wurde dort nicht der passende LAN-Treiber angeboten, so dass ich nach der im Gerätemanager abgelesenen Vendor- und Device-ID googeln konnte und schließlich direkt beim LAN-Chiphersteller fündig wurde.
Jetzt wurde noch die restliche Hardware (WLAN-PCI-Karte, Grafikkarte, CD-Brenner, ...) vom alten in den neuen Rechner transferiert und deren Funktionsfähigkeit sowie die der externen Geräte (Drucker, Scanner, ...) verifiziert. Interessanterweise wird der on-board-Grafikchip bei Vorhandensein einer AGP-Grafikkarte automatisch deaktiviert.

Alles in allem hat mich diese Aktion leider fast 3 Tage meines Urlaubs gekostet -- was aber weniger war, als den Rechner komplett neu aufzusetzen.

PS: Braucht jemand einen alten Athlon XP und 256MB DDR-RAM? *ggg*

Links: